Wandern, Wundern, Wildern


Ich bin wieder hier, in meinem Revier! Nach 52 Jahren hat es mich auf die alten Tage wieder in mein Heimatdorf Kreuzthal gezogen– back to the roots. Vor Ort ist es einfacher, die Geschichte dieses einmaligen Dorfes zu beschreiben und die einmalige Landschaft der Adelegg mit ihren wilden Tobeln zu erkunden, neue alte Wege und Pfade zu entdecken. Kaum angekommen aber, versagten mir die Beine. Nach zwei Operationen und einer zweiten neuen Hüfte aus Titan (!) scheine ich jetzt wieder gerüstet für die Touren bergauf und bergab…

Ja, jede Tour in der Adelegg ist durchaus anstrengend, die Mühe aber lohnt sich. Gegen den Schweiß hilft so gut wie immer die Einkehr unterwegs oder am Ende der Wanderung. Jede Tour durch Berg und Tal, Wald und Wildnis, Wiesen, Weiden, Wildbäche, wird hier zu einem ökologischen Lehrstück, vor allem beim Blick in die steilen Tobel mit ihrer einmaligen Flora und Fauna.

Die Adelegg: Ein Buch der Natur. Und ein Buch der Geschichte: Von der großen Rodung ab 1640 bis zur großen Wiederaufforstung nach 1960. Von der Kindheit im Dorf weit zurück zu den ersten Kreuzthalern: Glasmacher, Bergbauern und Holzfäller erobern die Wildnis, ab 1680 entsteht das Dorf Kreuzthal als Zentrum der Glasmacher-Region mit Handwerkern, Gasthaus, Kirche.

Der Anfang der Geschichte am Ende der Welt: Die ersten Kreuzthaler, sie kommen von überall her. Oft sind die Namen starke Indizien, manche Lebenslinien reichen von den Anfängen bis heute. Weit mehr der einstigen Bewohner aber sind längst vergessen. Die Glashütten von Eisenbach und Schmidsfelden schließen 1893 und 1898, so endet dieses große Experiment. Die Glasmacher gehen, die „Touristen“ kommen: Sommerfrischler, die Wandervögel und die ersten Skifahrer. Ab 1870 mit der Bahn nach Isny, von Friesenhofen geht es für mache mit dem Fuhrwerk weiter nach Eisenbach. 1908 führt die Eisenbahn dann weiter nach Kempten, jetzt wird die Adelegg mit dem Schwarzen Grat, der Schletteralpe und dem „Historischen Gasthof“ Adler in Großholzleute zu einem wahren Magneten für die Menschen aus den Städten. Für die Menschen, die es in den Zeiten der Lebensreform ins Freie drängt! Da lassen sich viele Parallleln zu heute entdecken…

Eine zweite Zeitenwende folgt nach dem Krieg: Mit der Talfahrt der Bergbauern verschwinden viele ihrer Höfe, sie werden „gewüstet“. Die Bauern und die Kühe gehen, der Wald rückt vor, die große Aufforstung macht die Adelegg zum „dunklen Herzen des Allgäus“. Der Wald immerhin bietet noch vielen einheimischen Holzfällern Arbeit. Heute sind auch sie fast nur noch Erinnerung, schwere Maschinen ersetzen die Menschen. Wer Arbeit sucht, muss das Dorf verlassen. So wandern viele Menschen ab, Kreuzthal wird nach 1970 gar als „sterbendes Dorf“ bekannt. Das Dorf verzeichnet viele Verluste: Bäcker und Metzger, Schuster und Schneider, Schmied und Schreiner, die einst autonome Welt hat sich längst aufgelöst, selbst das „Schneeloch Kreuzthal“ mit einst drei Skiliften ist nur noch Erinnerung.

Doch Kreuzthal- Eisenbach, das Dorf auf der Grenze, trotzt seinem voreilig prophezeiten Tod: Die Seele des Dorfs mit seinen Vereinen bleibt stets lebendig, die Abwanderung scheint gestoppt, die Besucher strömen von überallher. Denn: Nach 2000 feiert die Adelegg ihr großes Comeback als Wanderregion, mit Highlights wie dem wiederbelebten Glasmacherdorf Schmidsfelden, mit Haus Tanne in Eisenbach als Herzstück. Der Glasmacherweg, 2007 eröffnet, die Wanderkarte für die gesamte Region und wohl auch mein Buch über „das dunkle Herz des Allgäus“ haben bei diesem Comeback ein wenig mitgeholfen.

Karte und Buch haben mich zudem unversehens zum Wanderführer befördert. Seit 20 Jahren habe ich Dutzende Touren quer durch die Adelegg angeboten, mit immer neuen Varianten – unten finden sich einige Angebote für 2025. Natur und Ökologie sind immer im Blick, aber auch immer mehr die vielen historischen Spuren, so etwa die verschwundenen Glashütten oder die verschwunden Höfe der Bergbauern (ein Film des BR über die „Wüstungen im Allgäu“ ist auf Youtube zu sehen. Denn, für mich ist klar: Es gibt keine spannendere Landschaft als die Adelegg, schon gar keine spannendere Geschichte von Region und Dorf, Wald und Wilderern, Bergbauern und Glasmachern, Künstlern und Flüchtlingen…

Dieses Jahr soll auch mein neues Buch über „Die Entdeckung der Adelegg“ erscheinen – dazu biete ich einige ausgefallene historische Touren an, sogar eine abenteuerliche Wanderung von Kempten bis Isny! Die Entdeckung: Das ist die Geschichte der frühen Wandervögel, der Sommerfrischler und der ersten Skifahrer, die ab 1880 den Schwarzen Grat und die Schletteralpe stürmen! Und ihre Wanderlust in wunderbaren Texten beschreiben. So wie Eugen Felle, der berühmte Postkartenmaler aus Isny – mit seinen zahllosen Ansichten der Adelegg mit seinen Dörfern rundum war es einfach, das Buch zu illustrieren. Ein großes Kapitel widmet sich der einmaligen Geschichte des historischen Gasthofs Adler in Großholzleute – die Gästebücher erzählen hier ab 1908 die Geschichte des Fremdenverkehrs! Das Buch soll im Herbst im legendären Saal des Adlers vorgestellt werden – begleitet von einer Ausstellung mit Texten und Bildern aus den Gästebüchern und von Eugen Felle. Vor der Eröffnung wollen wir natürlich standesgemäß eine Tour drehen, hoch zur Schletteralpe und ein wenig auf dem Bahndamm lang…

Info und Termin rechtzeitig hier!

Das Leit-Motiv meiner Touren

Die Adelegg: Das ist Wald und Wildnis, tiefe Tobel und einsame Pfade. Anders Wandern bedeutet hier auch: Den Wald erleben, die Natur verstehen, die Geschichte kennen, über die Zukunft sinnieren. Mehr erfahren über Landschaft, Geschichte und Ökologie, Förster und Wilderer, Biber und Wölfe, Steine und Stümpfe. Kräuter oder Pilze sammeln, auch mal querwaldein die Wildnis spüren. Eintauchen in den Wald, mit Kopf und Körper, auch mal barfuß im Bachbett. Wandern-Wundern-Wildern.

Info

  • Anmeldung zu allen Touren per Mail: info@rudi-holzberger.de
  • Bei schlechter Witterung wird auch mal abgesagt.
  • Alle Infos immer an dieser Stelle auf meiner Website.

Individuelle Termine jederzeit auf Anfrage, auch in kleinen Gruppen. Von einer Stunde bis zur strammen Tagestour, von der Dorfführung im Kreuzthal bis zur der abenteuerlichen Suche nach verschwundenen Höfen oder vergessenen Weihern.

Kosten: Am Ende der Tour hätte ich gerne zehn Euro in meinem „Hut“, dafür gibt es eine Wanderkarte und meine Bücher zum halben Preis. Kinder sind natürlich frei. In der Regel machen wir einmal Rast, am Ende wartet die Einkehr…

Bitte keine Hunde mitbringen. Das ist nur Stress für Mensch und Tier!


Vorläufige Termine 2025


Touren für die Reha-Klinik Überruh      

immer samstags, 13.30 Uhr
Treffpunkt Kirche, 300 m vom Parkplatz

14. Juni, 28. Juni, 12. Juli, 26. Juli, 9. August, 23. August, etc.
Die Touren sind frei für externe Gäste. Mit Einkehr
Anfragen und Anmeldung: info@rudi-holzberger.de


Samstag, 7. Juni                            
(siehe auch www.weitnau.de)

Bis ans Ende der Welt und Zurück
Der Blick über den Eschacher Weiher und über das „schöne Allgäu“ bis zum Grünten weitet die Seele. So wagen wir uns in den dichten Wald der Adelegg. Auf historischen Pfaden des Stifts Kempten über den Hangweg: Vom Weiher zur Jägerhütte, Anger, Schwedenschanzen und Fürstenbrunnen. Vorbei an der Siebenschläferhütte und den idyllischen Hof Bär hinunter ans „Ende der Welt“, der ehemaligen Glashütte. Von dort auf unbekannten Pfaden zurück. Adelegg-Autor Rudi Holzberger berichtet über Glasmacher und Bergbauern, Holzfäller, Wilderer, Wald und Wildnis, Hexen und wilde Weiber…

Treffpunkt: Parkplatz Eschacher Weiher
9.30 Uhr | 3–4 Stunden
Einkehr nach der Tour in der „Hoimat“ zu Eschach


Samstag, 21. Juni
Die Kreuzthal-Runde

Treffpunkt: Wanderparkplatz Eisenbach
9.30 Uhr | 3–4 Stunden

Wir starten am Haus Tanne, wechseln aber bald auf die bayerische Seite. Vorbei am Skilift Gohrersberg auf dem Glasmacherweg bis zur Mündung des Ulmertals. Von dort tief hinein ins Tal, hoch zur Kreuzleshöhe und auf kaum bekannten Pfaden hinunter ins Kreuzbachtal mit seinen steilen Hängen und den letzten Höfen. Wir wagen den Blick hinein in den neuen Ziegenstall und dürfen ein Stück Käse probieren. Dann im Tal vorbei bis zum Kreuzthal und nach einer Runde durch das Dorf zur Einkehr im Haus Tanne.



Sonntag, 29. Juni 
Auf den Spuren der Bergbauern!

Treffpunkt: Wanderparkplatz Ulmertal
10.30 Uhr | ca. 4 Stunden

Die Adelegg hat ihr Gesicht vielfach verändert. Wo heute der Wald wie im Ulmertal fast alle Flächen beherrscht, standen noch bis 1970 viele Höfe der Bergbauern. Fast 60 ehemalige Höfe sind in der Adelegg verschwunden, wir machen uns auf die Suche nach diesen „Wüstungen“ – Nachfahren der einstigen Bergbauern sind herzlich willkommen! Zur Einstimmung: Der BR hat mit uns einen schönen kurzen Film über die Suche gedreht – „Wüstungen im Allgäu“. Zu finden auf Youtube. Einkehr nach der Tour.


Sonntag, 6. Juli
Auf der Suche nach verschwundenen Höfen!

Treffpunkt: Kreuzbachtal-Parkplatz am Ziegenstall
10.30 Uhr | 4–5 Stunden

Nach der Spurensuche im Ulmertal wird es im Kreuzbachtal noch etwas wilder! Das Kreuzbachtal hat sich sein Gesicht aus den Zeiten der Bergbauern halbwegs bewahrt, wir finden viele Höfe auf halber Höhe, im alten Stil oder umgebaut. Aber auch hier sind viele Höfe verschwunden. Wir machen uns auf Spurensuche auf kaum bekannten Wegen, auf vergessenen Lichtungen. Nachfahren der einstigen Bergbauern sind natürlich wieder willkommen! Diese Tour ist kein Spaziergang – wir bewältigen den Steinberg, gehen wieder runter ins Tal und hoch zur Kreuzleshöhe! Natürlich mit Pausen – und die Anstrengung lohnt sich!

Zur Info: Der BR hat mit uns einen schönen kurzen Film über die Suche gedreht – „Wüstungen im Allgäu“. Zu finden auf Youtube.


Sonntag, 27. Juli
Dichter Wald. Von Isny über die Adelegg ins Kreuzthal

Start am Kurhaus Isny. 10 Uhr. Etwa vier Stunden
Sieben Kilometer mit einem steilen Anstieg!

Schon als Schüler im Gymnasium Isny bin ich immer mal wieder auf dieser Route heim ins Kreuzthal gelaufen – über die Adelegg. Gewürzt mit Zitaten des großen Schriftstellers Günter Herburger aus meinem Buch „Dichter Wald.“ Über Vorstadt, Römerkastell, Wehrlang hoch zur Zengerlesalpe und auf einem vergessenen Pfad hinunter ins Eisenbachtal. Aus der Zivilisation tief in die Geschichte hinein in ein Bilderbuch der Natur. Einkehr in Eisenbach im Haus Tanne mit einer kleinen Runde durch das Dorf. Rückfahrt mit Auto und Fahrgemeinschaft.


Samstag, 23. August
Wildnis, Wiesen, Wenger Egg
(siehe auch www.weitnau.de)

Das Wenger Egg ist die letzte Erinnerung an die einstigen Alpen der Adelegg, mit einer ungemein spannenden Geschichte. Wir steigen hoch zum Raggenhorn und weiter zum Schwarzen Grat, von dort auf unbekanntem Pfad über die Wunder-Wiesen der Rothen Flue hinunter ins Rotbachtobel und zum Batschen. Am Rotbach entlang bis zur alten Glashütte und nach einem Abstecher in die Wildnis an der Schwarzen Lacke wieder hoch zum Wenger Egg – wo die Einkehr wartet.

Treffpunkt: Parkplatz Wenger Egg
9.30 Uhr
Auffahrt über Mautstraße von Wengen – 5 Euro
ca. vier Stunden, Einkehr nach der Tour auf der Alpe


Sa, 7. September
Auf den Spuren der Wandervögel

Start am Wanderparklatz Großholzleute, 10.30 Uhr

Eine Tour auf den Spuren der frühen „Entdecker“, der Skifahrer, Sommerfrischler, Wandervögel. Die Tour führt von Großholzleute hoch zur Schletteralpe, vorbei an verschwundenen Höfen und auf kaum bekannten Wegen über den Buchenstock wieder hinunter zum geschichtsträchtigen Adler in Großholzleute!

Die Entdeckung der Adelegg: In meinem neuen Buch schreibe ich über die ersten Wandervögel und Sommerfrischler, die im Schwarzen Grat ihren „Rigi“ suchen, die Schletteralpe stürmen, in Großholzleute und in Eisenbach Quartier nehmen. Ein großes Kapitel widmet sich dem Gasthof Adler, diesem „Hotspot der Entdecker“. Nach der Tour an diesem Tag zeigen wir daher im denkmalgeschützten Saal des Adlers eine kleine Ausstellung mit Bildern und Texten aus den legendären Gästebüchern und Postkarten der Adelegg von Eugen Felle.


Abenteuer: Von Kempten nach Isny!
Planung: Im September will ich eine ultimative Tour auf den Spuren des Bucherberger Pioniers Georg Frey und nach seiner historischen Beschreibung anbieten: Von Kempten nach Isny! Von der Pulvermühle über den Mariaberg zum Herrenwieser Weiher, hoch zum Blender, hinüber zum Eschacher Weiher, über die das Wenger Egg und die Schletteralpe hinunter nach Großholzleute und dann an der Argen und am Bahndamm entlang nach Isny…

Was die Alten geschafft haben, soll uns nicht schrecken. Anfang Mai will ich die Tour zum ersten Mal in Angriff nehmen! Wer das Abenteuer nicht scheut, bitte Mail schicken: info@rudi-holzberger.de